Verkehrslärm und andere Probleme
Am 17. 9. fand in Dammbach ein Gespräch mit MdL H. J. Fahn zum Thema Verkehr in Dammbach statt. Klar, es ist kurz vor der Landtagswahl und da wollte sich der Kandidat der Freien Wähler in Erinnerung bringen. Aber was kann eine solche Veranstaltung bringen? In sehr kleinem Kreis und ohne Öffentlichkeit traf sich Dr. Fahn mit insgesamt 5 Leuten vom Verkehrsteam Dammbach im Pfarrer-Marschall-Haus. Ziel war lt. einer extra erstellten Powerpoint-Präsentation die „Vereinbarung von konkreten Aktionen, die uns den beiden Zielen näher bringen“. Die beiden Ziele sind: „Trotz vorhandener Gesetzeslage kurzfristig den Verkehr im Dammbachtal reduzieren“ (siehe dazu auch unten „Möglichkeiten der Gemeinde“) und „mittelfristig: Umgehung für oberes Elsava- und Dammbachtal“. Letzteres wäre zumindest für Wintersbach vor 40 Jahren eine realistische Alternative gewesen. Die Wintersbacher wollten sie aber nicht. Siehe dazu unten unter „Umgehungsstraße“.
Gemeinderat Verfürth von der UWG ist der einzige Teilnehmer aus Dammbach, von dem ich eine email-Adresse habe. Also habe ich ihn angefragt, ob bei der Sitzung etwas Greifbares herausgekommen ist. Bisher habe ich noch keine Antwort bekommen.
Das Haupthandicap bei der Bekämpfung des Straßenlärms ist der Grundriss von Dammbach: 3 km entlang der Straße von Rohrbrunn nach Elsenfeld/Obernburg. Je älter die Häuser sind, desto näher an der Straße stehen sie. Und desto eher neigen sie dazu, Vibrationen von der Straße aufzunehmen. Der Sinn einer Straße ist nun mal, dass da Autos fahren. Wann die fahren, bestimmt nicht das Ruhebedürfnis der Anwohner, sondern der Terminplan der Fahrer.
Geschwindigkeitsbeschränkungen oder Durchfahrtverbote für LKW
Bisher sind alle diesbezüglichen Anträge abgelehnt worden. Gründe: der Verkehr ist zu gering, die Straße zu gut ausgebaut und es gibt keine Unfallschwerpunkte, die entschärft werden müssten. Hin und wieder wird zwar etwas Blech zerdellt, aber wirklich schwere Unfälle mit Schwerverletzten und Toten hat es in den letzten 10 Jahren nach meiner Erinnerung nicht gegeben. Die könnte es aber geben, wenn nur für LKW ein Tempolimit von 30 kmh festgelegt würde: Kaum ein Pkw-Fahrer dürfte bereit sein, 3 km (so lange zieht sich Dammbach entlang der Straße hin) hinter einem LKW mit Tempo 30 zu fahren, wenn er mit seinem PKW Tempo 50 fahren darf. Er wird versuchen, zu überholen und bekanntlich passieren beim Überholen die gravierendsten Unfälle.
Auch die Geschwindigkeitsüberschreitungen scheinen sich in Grenzen zu halten. Lediglich am frühen Morgen haben viele subjektiv das Gefühl, dass LKW-Gespanne zu schnell durch Dammbach brettern. Aussagekräftige Messergebnisse liegen allerdings nicht vor. Vielleicht ist ja auch der stellenweise schlechte Straßenzustand schuld, dass aufgrund des Lärmes der Eindruck entsteht, die LKW fahren deutlich zu schnell.
Umgehungsstraße
Im Jahr 1976 gab es in Wintersbach eine Bürgerversammlung mit dem damaligen Landrat Roland Eller. Dort wurde zuerst der für 1977 geplante Ausbau der Ortsdurchfahrt Krausenbach vorgestellt. Dann ging es um die Ortsdurchfahrt Wintersbach. Dazu schreibt das Main-Echo in seinem Artikel:
„Unklar sei sowohl hinsichtlich der Trassenführung als auch der Termine der Ausbau der Ortsdurchfahrt Wintersbach. Die vom Straßenbauamt geplante Umgehungsstraße Wintersbach und der vorerst nur provisorisch geplante Ausbau der Ortsstraße Wintersbach wurden von der überwiegenden Anzahl der Bürger abgelehnt. Sollten die Pläne des Straßenbauamtes verwirklicht werden, so wäre vorauszusehen, so meinten sie, dass man in Wintersbach wohl lange mit einem Provisorium leben müsse, mit den bekannten Gefahren besonders für die nicht motorisierten Verkehrsteilnehmer: keine Gehsteige, viele Engstellen.
Der Landrat soll sich deshalb am Straßenbauamt dafür einsetzen, dass die Ortsdurchfahrt Wintersbach voll ausgebaut wird.“
Wie es weiterging, sehen wir heute: Wunschgemäß hat sich der Landrat eingesetzt. Es wurde keine Umgehungsstraße gebaut, sondern die Ortsdurchfahrt wurde als Straße von überörtlicher Bedeutung überwiegend vom Straßenbauamt finanziert. Ein wesentlicher Grund für das Abstimmungsverhalten der Wintersbacher war wohl auch folgender: Wäre eine Umgehungsstraße vorhanden gewesen, dann wäre die Wintersbacher Straße eine reine Gemeindestraße gewesen. Den Ausbau hätten weitestgehend die Gemeinde bzw die Bürger durch Umlagen zahlen müssen. Wir sehen: Geiz ist nicht immer geil, machmal ist er auch kurzsichtig und dumm.
Möglichkeiten der Gemeinde
In seiner Ausgabe vom 4. 9. 2018 berichtet das Main-Echo über die Verkehrssituation in der Bismarck-Allee in Aschaffenburg. Sie ist eine Kreisstraße, hat also eine übergeordnete Funktion, ähnlich wie die Ortsdurchfahrt in Dammbach. Die Anwohner hatten Tempo 30 gefordert und der Aschaffenburger Stadtrat hat dieses im Jahr 2013 einstimmig beschlossen, obwohl die Polizei wegen fehlender Unfälle ein solches in ihrer Stellungnahme abgelehnt hat. Und da sie Tempo 30 für nicht rechtmäßig hält, kontrolliert sie es auch nicht.
Es scheint also doch möglich zu sein, gegen das Votum der Polizei per Gemeinderatsbeschluss Tempo 30 einzuführen. Die Gemeinde müsste kontrollieren und bei Verstößen Verwarnungen ausstellen. Ohne Kontrollen und Verwarnungen wäre eine Tempo-30-Zone sinnlos. Vielleicht kann ja die Allianz Spessartkraft gemeinsam die entsprechende Ausrüstung kaufen und die Allianzmanagerin führt die Kontrollen dann durch. Interessant dürfte es werden, wenn ein Betroffener dann gegen eine solche Verwarnung klagt. Wenn eine Tempo-30-Regelung von der Polizei als unrechtmäßig bezeichnet wird, dürften Verwarnungen wegen eines Verstoßes gegen eine solche unrechtmäßige Regelung ebenfalls unrechtmäßig sein.
Im Rahmen ihrer Möglichkeiten kann die Gemeinde auch für einen bestmöglichen Zustand der Straße sorgen. Jedes Schlagloch und jeder Höhenunterschied an Kanaldeckeln oder nach durchgeführten Reparaturen verursacht beim Darüberfahren Lärm. Flüsterasphalt wäre noch eine denkbare Lösung, für die wohl das Straßenbauamt aufkommen müsste. Allerdings wirkt der eher bei höheren Geschwindigkeiten und hat nur eine sehr geringe Lebensdauer und damit hohe Folgekosten.
Verantwortung der Bewohner/Hauseigentümer
Grundsätzlich gilt: was als störender Lärm angesehen wird, ist sehr subjektiv. Nicht nur bei Musikveranstaltungen, sondern auch bei Flug- oder Straßenlärm. Wen also der Straßenlärm in Dammbach nicht stört, der braucht auch nichts zu ändern. Für alle anderen gilt:
Man bekommt, was man bezahlt. Wohnt man für eine geringe Miete in einem alten Haus an der Dammbacher Ortsdurchfahrt und stört einen der Straßenlärm stark, dann muss man sich eine andere Wohnung suchen in einer ruhigeren Umgebung. Die ist dann allerdings deutlich teurer als die alte. Qualität kostet halt.
Die meisten Bewohner der Wintersbacher- bzw. Krausenbacher Straße sind aber nicht Mieter, sondern Hauseigentümer. Auch für sie gilt: Wohnen kostet Geld. Und gutes Wohnen kostet mehr Geld. Geld in Form von Reparaturen, Instandhaltung, Ertüchtigung und evtl. auch Neubau. Es hilft kein Jammern über eine zu wenig engagierte Gemeinde oder das Straßenbauamt, sondern es gilt, selbst verantwortlich zu handeln.
Bei insgesamt guter Bausubstanz bringen mit Sicherheit massive neue Schallschutzfenster (nicht die billigen aus dem Baumarkt) Abhilfe. Steht eine grundlegende Sanierung an, ist zu fragen, ob nicht Schlaf- und Kinderzimmer auf die der Straße abgewandte Seite verlegt werden können. Und wenn ein Haus in den 40er oder 50er Jahren des letzten Jahrhunderts nach einfachen Standards gebaut wurde und nie grundlegend saniert wurde, dann kann man auch sagen: es hat sein Geld verdient. Es sollte abgerissen und dann von der Straße weiter zurückgesetzt neu gebaut werden.
Erst berauscht, dann ernüchtert
Hier liegt auch der grundsätzliche Fehler der Dammbacher „Eigenheimzulage“. Neubürger bekommen sie in voller Höhe, wenn sie ein altes Haus für 95.000,- € kaufen und dann für 5.000,- € innen Tapeten und Fußböden erneuern (So zumindest die Beschlusslage vom März). Nur ist damit hinsichtlich „Verbesserung der innerörtlichen Bausubstanz“ gar nichts gewonnen. Es steht nach wie vor ein alten Haus da und kurz nach dem Einzug schimpfen die neuen Bewohner über Straßenlärm und klirrende Gläser im Wohnzimmerschrank und verlangen Abhilfe.
Mit der Eigenheimzulage den Kaufpreis zu subventionieren, halte ich nach wie vor für unsinnig. Sinnvoller wäre es gewesen, Investitionen in den Umweltschutz (auch: neue Heizung!), den Lärmschutz, die Wärmeisolierung oder überhaupt in die Verbesserung der Bausubstanz zu bezuschussen. Aber vielleicht wird diese Eigenheimzulage ja überhaupt nicht mehr ausgezahlt: In der letzten Gemeinderatssitzung wurden „ernüchternde Zahlen“ über die Haushaltssituation der Gemeinde präsentiert. Und da gilt die alte Regel: wer jetzt ernüchtert ist, der war vorher berauscht. Berauscht waren Bürgermeister und Gemeinderat gemeinsam von der Vorstellung, dass Dammbach plötzlich auf wundersame Weise reich geworden sei. In diesem Zustand sollte man nicht über finanzielle Verpflichtungen wie z. B. die Dammbacher Eigenheimzulage, üppiger Zuschuss zum Dorfladen und dergleichen beschließen.