Nach dem großen Erfolg des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ ist überall in Bayern die Aufmerksamkeit auf das Insektensterben und der Rückgang der Artenvielfalt gelenkt worden. Überall in Bayern haben sich Gruppen gebildet, die etwas gegen das Bienensterben bzw. das Insektensterben allgemein unternehmen wollen. „Aschaffenburg summt“ heißt die Initiative in Aschaffenburg. Auch in Dammbach sollte sich der neue Bürgermeister und Gemeinderat stärker mit dem Zustand der Dammbacher Flur beschäftigen. Sie hat es dringend nötig. Nicht nur wegen der Insekten. Dabei könnte ein Projekt herauskommen, das weit über Dammbach hinaus Aufmerksamkeit und Zustimmung findet. Nicht nur ein bisschen Vorgärten verschönern, sondern eine Sache mit Hand und Fuß. Hier erst einmal eine sicher unvollständige Bestandsaufnahme.

Flur am Oberschnorrhof

Schauen wir uns in der Dammbacher Flur um, wie es um die Lebensbedingungen von Insekten steht und gehen zuerst auf den Oberschnorrhof oberhalb des Ortsteiles Krausenbach. Die Situation dort ist ein Glücksfall. Der Bund hat Ausgleichsflächen für den Ausbau der Spessart-Autobahn gekauft und lässt sie wohl insektenfreundlich anlegen. Auch dem dort aktiven Landwirt liegt eine vielfältige Umwelt am Herzen. Er legt Blühstreifen an und baut unterschiedliche Feldfrüchte an. Die ersten 5 Bilder wurden am 3. 9. 2019 gemacht, der Rest im Sommer 2018.

Man sieht: Es geht. Auch in Dammbach. Insekten finden Blüten und ihre Nachkommenschaft findet Schutz, um sich zu entwickeln oder zu überwintern. Für Vögel gibt es Samen und für Kleintiere die Möglichkeit, Schutz zu suchen und sich zu verbergen.

Flur bei Wintersbach

Und jetzt schauen wir uns die Flur oberhalb von Wintersbach an: Alles leergemäht und leergefressen; von Natur und Artenvielfalt ist fast nichts übrig geblieben (Bilder vom 1. 9. 2019). Es sieht aus wie damals in der DDR im Umfeld einer Viehzucht-LPG.

Dabei bekommt der Landwirt, der dort seine Rinder züchtet, viel Geld von der EU und dem Freistaat Bayern, um natur- und umweltverträglich zu arbeiten, ziemlich genau 50.000 € für das Jahr 2018. Geht man davon aus, dass er ca 70 ha angemeldet hat, dann sind das für einen ha gut 700 €. Wie sich die genau zusammensetzen, kann man unter https://www.agrar-fischerei-zahlungen.de/Suche? abfragen. Dort gibt es auch kurze Erläuterungen, wofür einzelne Teilbeträge gezahlt werden. Immer wieder wird die Förderung von Biodiversität und Artenvielfalt, die Erhaltung einer regionaltypischen Kulturlandschaft mit dem Wechsel von Feldern, Wiesen und Wald oder der Anbau von verschiedenen landwirtschaftlichen Kulturen und der damit verbundene Aufwand als Begründung für die Zahlungen genannt. Was man aber auf den Bildern sieht, ist eine mit minimalem Arbeits- und Materialeinsatz bewirtschaftete Grassteppe. In der Praxis erweisen sich die horrenden EU-Zahlungen hier als ein Harz 4 für Bauern: Gutes Geld für wenig Gegenleistung.

 

Leuchtturmprojekt für Dammbach

Ein Teil der Grundstücke in der Dammbacher Gemarkung wird von den Eigentümern nicht selbst bewirtschaftet. Sie sind verpachtet bzw. werden teilweise sogar ohne Entgelt anderen zur Nutzung überlassen (bzw. diese anderen melden sie ungefragt als ihre eigenen zur EU-Förderung an). Diesen Eigentümern könnte ein Vorschlag gemacht werden: Wir gründen eine landwirtschaftliche UG (die gleiche Rechtsform, wie sie auch der Dorfladen verwendet) und Grundstückseigentümer verpachten an diese ihre Grundstücke. Ziel der UG ist es, die Grundstücke so zu bearbeiten, dass für die Umwelt ein größtmöglicher Nutzen entsteht.
Wie könnte die Nutzung von diesen Grundstücken aussehen? Die Grundstücke könnten jedes 2. Jahr gemäht oder beweidet werden (von Dammbacher Tierhaltern) oder es könnten Samen von Wiesenpflanzen gewonnen werden. Kein Einsatz von Kunstdünger oder Spritzmitteln und vor allen Dingen kein Einsatz eines Schlegelmulchers. Eine solche UG müsste eigentlich die volle Förderung bekommen, also bis zu 700 € pro ha. Von den (geringen) Einnahmen und den (hohen) Subventionen könnte ein Dammbacher Kleinlandwirt mit den anfallenden Arbeiten beauftragt werden und den Grundstückseigentümern könnte eine sehr gute Pacht gezahlt werden. Gewinner wären die Natur, die Allgemeinheit und auch Dammbach, das mit einem solchen Projekt überregional Aufsehen erregen und Anerkennung einheimsen könnte. Außerdem könnte man die EU-Fördermittel guten Gewissens annehmen: Man bringt ja wirklich die erwartete Gegenleistung.

Und wer macht die organisatorische Arbeit? Zum Beispiel die Managerin der Allianz Spessartkraft. Sie könnte in Dammbach anfangen und die gemachten Erfahrungen dann auf die übrigen Gemeinden übertragen. Damit hätte sie ein Projekt, mit dem sie weit über die Allianzgrenzen hinaus Aufmerksamkeit erzielen könnte. Und Dammbach hätte neben den Passionsspielen ein zweites Leuchtturmprojekt.

Meine Bitte an alle, die diesen Beitrag gelesen haben: Sprechen Sie mit Familienangehörigen, Freunden und Nachbarn über die angesprochenen Themen. Besonders, wenn diese Eigentümer von Grundstücken sind. Sie betreffen alle Dammbacher.

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