Wie umgehen in Dammbach mit anonymen Schreiben?
In ihrem jüngsten Newsletter auf Dammbach-aktuell berichtet die Bürgermeisterin, dass es wohl mehrere anonyme Briefe zu dem Thema gegeben hat. Nicht nur den einen, der in der letzten Gemeinderatssitzung vorgelesen wurde. Jetzt sollte sie folgenden Schluss ziehen: Da gibt es ein Thema, das viele Menschen stark beschäftigt. Ich muss mich darum kümmern und es zur Chefsache machen. Nicht mauschelnd in irgendwelchen Hinterzimmern, sondern öffentlich.
Ihre Reaktion aber ist: „Hierzu möchte ich sagen, dass in Zukunft anonymen Briefen nicht nachgegangen wird.“ Man hat den Eindruck, es geht genauso weiter wie unter ihrem Vorgänger: Friends and family werden geschützt und sie hat keine Lust, sich die Finger schmutzig zu machen. Rosinenpickerei nennt man so etwas: Angenehme Aufgaben werden gerne erledigt. Ist aber Ärger abzusehen, dann wird die Sache gar nicht erst angepackt.
Manches erfährt man anonym oder gar nicht
Vor der Wahl hatte ich hier auf dieser Seite ein Wahlforum eingerichtet. Außer mir und Gaby Hock haben alle Autoren anonym geschrieben. Ich habe mit mehreren Schreibern dazu Diskussionen geführt. Immer wurde mir gesagt: ich habe Angst, dass die Rache für mein offenes Wort irgendwann kommt, dass die Leute sich das Maul über mich zerreißen, dass ich ausgegrenzt werde und mich nirgendwo mehr blicken lassen kann, dass ich mich nur noch mit schusssicherer Weste alleine in den Wintersbacher Wald trauen kann. Diese Befürchtungen sind nicht frei erfunden, sondern beruhen wohl auf Erfahrung. Ich selbst habe ja auch die Rache von Bürgermeister Bauer für einige kritische Leserbriefe zu spüren bekommen. Wenn die Bürgermeisterin das volle Meinungsspektrum ihrer Bürger mitbekommen möchte, dann muss sie irgendeine Form von anonymer Kommunikation zulassen.
Das Vertrauen fehlt
In ihrem Newsletter schreibt Frau Amrhein, dass ja heikle Angelegenheiten in einem Vier-Augen-Gespräch mit ihr erörtert werden können. Das wird vorerst nicht funktionieren. Die Dammbacher haben über 18 Jahre hinweg die Erfahrung gemacht, dass sie sich weder auf die Richtigkeit von Aussagen des Bürgermeisters verlassen können noch darauf, dass mündlich gegebene Versprechungen eingehalten werden. Sie wird jahrelang daran arbeiten müssen, um das verloren gegangene Vertrauen in das Amt des Bürgermeisters wieder zurückzugewinnen. Bis das geschafft ist, muss sie den Bürgern entgegen kommen und z.B. auch anonyme Kontaktaufnahme akzeptieren. Außerdem soll die Bürgermeisterin doch froh sein, dass immer noch sie als zuständig angesehen wird. Oder ist es ihr lieber, wenn sich die Betroffenen direkt an die Staatsanwaltschaft Aschaffenburg wenden oder Leserbriefe im Main-Echo veröffentlichen und dadurch den Ruf Dammbachs als Schlangengrube in weitem Umkreis festigen?
Ihre Ankündigung kann sie nicht durchhalten
Stellen wir uns einige Beispiele für anonyme Schreiben vor:
- Nach der Gemeinderatssitzung stellt Frau Kunkel fest, dass in den letzten beiden Stunden ihr Auto mutwillig zerkratzt wurde. Die Bürgermeisterin erhält am nächsten Tag einen anonymen Brief, in dem die beiden Täter namentlich genannt werden. Wie angekündigt geht die Bürgermeisterin dem anonymen Brief nicht nach, sondern wirft ihn in den Papierkorb.
- Nach der darauffolgenden Gemeinderatssitzung stellt Frau Amrhein fest, dass in den letzten beiden Stunden ihr Auto mutwillig zerkratzt wurde. Sie erhält am nächsten Tag einen anonymen Brief, in dem die beiden Täter namentlich genannt werden. Sie macht eine Ausnahme und leitet den Brief an die Polizei weiter.
- In der neuen Hütte am Generationenspielplatz machen Unbekannte ein Feuer. Dabei geht die Hütte in Flammen auf. Nachdem die Polizei einige Wochen lang erfolglos ermittelt hat, erhält Frau Amrhein einen anonymen Hinweis auf die Täter: Wintersbacher Jugendliche, deren Eltern sie gut kennt. Was macht sie (den Schaden zahlt die Versicherung)?
Jeder vernünftige Mensch wird sagen: in allen drei Fällen müssen die anonymen Briefe bei der Polizei landen.. Ein Ignorieren wäre eine Amtspflichtverletzung.
Und noch etwas: jeder, der einen anonymen Brief schreibt, hat ein aus seiner Sicht wichtiges Anliegen. Diese Anliegen müssen von den Politikern ernst genommen werden. Werden Sachverhalte konkret und nachvollziehbar beschrieben und evtl. sogar Namen von Tätern genannt, muss auch einem anonymen Brief nachgegangen werden. Ohne Ansehen der beschuldigten Person. So handhabt das auch die Staatsanwaltschaft. Und in bestimmten Fällen besteht sogar eine Anzeigepflicht und die Bürgermeisterin macht sich strafbar, wenn sie auf eine Anzeige verzichtet.