Der Wiesenweg ist Dammbachs unentliche Geschichte. Bereits am 17. 10. 1996 warb der damalige Bürgermeister Alois Brand für einen „Rad- und Fußwanderweg entlang des Dammbachs“. Er schrieb an die Grundstückseigentümer: „..Als erster Bauabschnitt soll der Weg zwischen der Taubendellenstraße und dem gemeindlichen Weg am Anwesen Wintersbacher Straße 109 angelegt werden. Gedacht ist an einen Weg mit einer Schotterdecke …..
Gedacht ist weiter daran, dass das Grundstückseigentum nicht verändert wird. Das heißt, das Eigentum der Wegefläche soll in Ihrem Besitz verbleiben. ……“.

10 Grundstücksbesitzer haben sich damals ausdrücklich gegen einen Weg über ihr Grundstück ausgesprochen, viele weitere haben schlichtweg nicht geantwortet. Damit war damals die Sache erledigt.

Als Bürgermeister Bauer im Jahr 2002 das erste mal gewählt wurde, war ein Wiesenweg vom Neuhammer bis zur Ferschenmüle in Krausenbach möglichst unmittelbar am Dammbach entlang eines seiner wichtigsten Anliegen. Um dem Projekt eine gewisse Legitimität zu verleihen, wurde sogar ein Fragebogen erstellt. Alle Dammbacher Bürger sollten ankreuzen, welche Projekte ihnen besonders wichtig sind. Seniorenangebote, Fremdenverkehr, ansprechende Friedhöfe wurden u.a.  zur Auswahl gestellt und natürlich der Wiesenweg. Und wie sollte es anders sein: einer der am häufigsten angekreuzten Vorschläge war der Wiesenweg am Dammbach. Ca. 50 % waren nach meiner Erinnerung dafür.

Die Erklärung ist einfach: Dammbach ist ein Straßendorf. Die eine Hälfte der Häuser steht auf der Bergseite der Straße, die andere Hälfte auf der Talseite. Auf der Bergseite gibt es hinter den Häusern steile und steinige Hanggrundstücke, auf der Talseite ebene und teilweise sehr große Grundstücke. Besonders attraktiv sind diese dadurch, dass der Dammbach an sie angrenzt bzw. darüberfließt. Grundstücke am Wasser sind immer etwas besonderes. Wenn man also die Dammbacher nach einem Wiesenweg fragt, dann wird diese Frage sehr unterschiedlich verstanden:

Für die Bergseitenbewohner (und die Bewohner der Weiler bzw. der Neubaugebiete) lautet sie: Wollt ihr über die Grundstücke der anderen und durch deren Gärten einen Weg haben, auf dem ihr am Dammbach entlang spazieren gehen, euren Hund ausführen oder mit dem Rad fahren könnt? Natürlich wollen sie. Auf Kosten von anderen etwas zu bekommen, ist immer gut. Man hätte genauso gut fragen können: „Wollt ihr, dass jeder Dammbacher einmal im Monat im Hotel des Bürgermeisters auf dessen Kosten essen und trinken kann?“. Wahrscheinlich hätten sogar 100 % der Dammbacher dafür gestimmt.

Für die Talseitenbewohner lautet die Frage: Wollt ihr, dass hinter eurem Haus ein 3 m breiter straßenartiger Weg über euer Grundstück verläuft, der euch vom Bach abschneidet und der Mopedlärm, Traktorverkehr, neugierige Blicke und an einem schönen Wochenende Scharen von Radfahrern bringt? Der außerdem eurem Grundstück einen deutlichen Wertverlust bringt. Natürlich wollen die in ihrer überwiegenden Mehrheit nicht.

Für die Krausenbacher Hotelbetreiber lautet die Frage: Wollt ihr, dass eure Gäste auf einem schönen, ebenen und ruhigen Radweg in Richtung Mespelbrunn oder Maintal fahren können? Oder dass Ausflügler aus dem Maintal bequem mit dem Fahrrad zu euren Gaststätten kommen. 

Dann gab es noch Sonderinteressen: Hinter dem Haus des langjährigen Gemeinderates Adolf Englert lag z. B. ein Grundstück ohne Zugang zur Straße. Englert musste nach einem gerichtlich ausgetragenen Streit dem Grundstückseigentümer ein Notwegerecht durch seinen Hof einräumen, das ihn sehr störte. Wenn das Grundstück nun vom Bach her durch einen Wiesenweg erschlossen wäre, wäre das Notwegerecht entfallen. So erklärt sich meiner Ansicht nach das große Interesse und Engagement von Adolf Englert für einen Wiesenweg: nicht Nächstenliebe, sondern Eigennutz.

Es ist also klar, wer den Wiesenweg will und wer nicht.
Mit Datum 29. 9. 2003 wurden wieder die Grundbesitzer angeschrieben und gebeten, einen „3 bis 4 m breiten Streifen entlang des Dammbaches“ zum Preis von 2,50 je m² zu verkaufen. Die Akzeptanz war praktisch gleich Null. 

Bürgermeister Bauer wäre nicht Bürgermeister Bauer, wenn er das eindeutige Votum der betroffenen Grundstückseigentümer einfach akzeptiert hätte. Er änderte aber seine Taktik und  versuchte,  über die Ausübung eines imaginären Vorkaufsrechtes Grundstücke am Bach zu erwerben. Mehr dazu in dem verlinkten Beitrag.

Es sollte noch 10 Jahre dauern. Dann endlich im Jahr 2013 glaubte Bürgermeister Bauer, mit dem Radweg zwischen Neuhammer und Hofstraße endlich ein erstes Teilstück des ersehnten Wiesenweges bauen zu können. (siehe den Beitrag über den unnützesten Radweg der Welt) Zwei Punkte sprechen allerdings dagegen, dass hier der Anfang des Projektes „Wiesenweg“ gemacht wurde:
– Das Teilstück verläuft ausschließlich durch den unbebauten Bereich zwischen Neuhammer und dem Ortseingang von Dammbach. Sowohl davor im Bereich Neuhammer als auch danach im Bereich der Ortsbebauung haben Anwohner den Bau verhindert und werden das auch in Zukunft so halten.
– Der Weg verläuft nicht eben durch den Wiesengrund, sondern mit deutlicher Steigung über eine Anhöhe. Damit ist dieser Radweg eben nicht der Beginn des erstrebten Wiesenweges.
– Mit seinen Dimensionen wirkt der Weg abschreckend. Niemand möchte ein solches Monstrum in seinem Garten oder auf seiner Wiese liegen haben.

Weitere Beiträge zum Thema Wiesenweg: Das Vorkaufsrecht am Dammbach, Wie Bürgermeister Bauer seine Beute wieder zurückgeben musste und Der Dammbacher Radweg

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