Der nicht gedruckte Leserbrief
In der letzten Woche (11. bis 17. Februar) ging die Auseinandersetzung zwischen Bürgermeister Roland Bauer und der UWG Dammbach in eine neue Runde. Am Montag verteilte die UWG in Dammbach ein Flugblatt, in dem sie sich gegen den im Main-Echo geäußerten Vorwurf des Bürgermeisters wehrte. Link zum Flugblatt auf der Seite der UWG. Dieser hatte gesagt, sie sei eine „Verhinderungspartei“ und er könne sich daher nicht vorstellen, dass aus ihren Reihen sein Nachfolger kommen könnte. Am 15. Februar war dann Gemeinderatssitzung. Ich war nicht dabei, aber wahrscheinlich war es eine Stunksitzung. Und am Tag darauf ging das Main-Echo mit einem Bericht („Eher Diktatur als Demokratie„) und einem Kommentar auf die Sache ausführlicher ein. Der Kommentar gipfelt in der Forderung, die UWG solle sich bei Bürgermeister Bauer und den Bürgern von Dammbach für ihr Flugblatt entschuldigen.
Artikel und Kommentar sind wohl auf die Schnelle hingeschludert und dabei sind Aussagen gemacht worden, die so nicht stimmen und Forderungen aufgestellt worden, die so nicht akzeptabel sind: Der Schreiber behauptet, derzeit laufe die 2. Amtszeit von Bürgermeister Bauer. Tatsächlich ist es die dritte. Er behauptet, die letzte Diktatur auf deutschem Boden sei die Naziherrschaft im 3. Reich gewesen. Tatsächlich war es die DDR. In den Dimensionen des Unrechts lassen sich beide natürlich nicht mit den Amtszeiten von Bürgermeister Bauer vergleichen, aber eine Gemeinsamkeit gibt es doch: Es war nicht alles schlecht. Weder in der DDR noch in den 3 Amtszeiten von Bürgermeister Bauer.
Steineschmeißen als Mittel der Politik
Was dem Kommentator Jürgen Overhoff bei seinem Schnellschuss entgangen ist, ist die Aussage von Bürgermeister Bauer in dem ebenfalls von ihm (Overhoff) verfassten Artikel „Eher Diktatur als Demokratie“. Da zitiert er selbst Bürgermeister Bauer folgendermaßen: Er (Bauer) habe mit seinen Äußerungen einen Stein hingeschmissen, die UWG habe nun (mit ihrem Flugblatt) zurückgeschmissen.
Was macht man im Kindergarten, wenn ein Problemkind mit Steinen schmeißt? Richtig, man benachrichtigt die Eltern, schaltet bei schlimmen Fällen das Jugendamt ein und im Wiederholungsfall kündigt man den Platz im Kindergarten. Die Eltern wären in diesem Fall die CSU, deren Frontmann in Dammbach Roland Bauer ist. Die Rolle des Jugendamtes übernimmt bei steineschmeißenden Bürgermeistern die Kommunalaufsicht. Nur der Rausschmiss ist wohl erst bei der nächsten Wahl möglich. Was aber gar nicht geht ist, dass man das Kind, das sich wehrt, an den Pranger stellt und das Kind, das mit dem Steinewerfen angefangen hat, ungeschoren davonkommen lässt. Und genau das propagiert Jürgen Overhoff in seinem Kommentar. Er scheint sich übrigens inzwischen selber für sein Elaborat zu schämen: Im Archiv des Main-Echo konnte ich den Kommentar nicht finden. Ich hätte ihn gerne genauso wie den Text des Flugblattes und den zugehörigen Artikel verlinkt.
Am Sonntag (17. 2. 2019) habe ich an das Main-Echo per E-Mail einen Leserbrief zu dem Kommentar geschickt. Er wurde bis heute (21. 2.) nicht abgedruckt. Wie gesagt, Jürgen Overhoff will wohl nicht mehr an seinen verunglückten Kommentar erinnert werden. Daher veröffentliche ich den Leserbrief hier:
Leserbrief:
„Das Main-Echo berichtete am Samstag (16. Feb. 2019 / Seite 21) ausführlich über das Flugblatt der UWG-Dammbach mit dem Titel „CSU-Diktatur im Dammbachtal?“. Zugegeben: Der Titel ist nicht optimal. Es geht wohl weniger um die CSU als vielmehr um deren Frontmann in Dammbach, den Bürgermeister Roland Bauer. Und wenn man ihn einordnen will, dann eher als Autokraten wie Erdogan oder Putin. Diktator ist eine Nummer zu groß. Auf jeden Fall ist er kein lupenreiner Demokrat. Es gibt da eine bekannte Seite im Internet, die das an Beispielen belegt.
Im Main-Echo beschreibt Bürgermeister Roland Bauer seine Sicht folgendermaßen: Er habe, sagt er, mit seinen Äußerungen „einen Stein hingeschmissen“. Die UWG habe nun „zurückgeschmissen“. Auf Deutsch: er hat angefangen. Das gibt er zu und damit ist die Schuldfrage eigentlich geklärt.
Eine neue Dimension bekommt der ganze Fall aber dadurch, dass der von mir ansonsten sehr geschätzte Jürgen Overhoff einen Kommentar schreibt, der in einer absurden Forderung gipfelt: Die UWG solle sich für die Überschrift ihres Flugblattes nicht nur beim Bürgermeister (der nach eigenem Bekunden mit dem Steineschmeißen angefangen hat), sondern auch noch bei den Dammbacher Bürgern entschuldigen. Lieber Herr Overhoff: Wahrscheinlich ist ihnen inzwischen auch klar, dass dieser Kommentar keine Glanzleistung war und Sie überlegen, wie Sie Ihren Fehler wieder gutmachen können, ohne das Gesicht zu verlieren. Dann hätte ich einen Vorschlag: Sie könnten noch eine Ergänzung schreiben, in der sie die Dammbacher Bürger auffordern, sich bei der UWG für die Wahl dieses Bürgermeisters zu entschuldigen. Damit wäre Ihr Kommentar dann wieder ausgewogen, wenn auch auf einem unteren Niveau.
Ulrich Prantl“
Rückkehr des Main-Echo zur Hofberichterstattung
Ergänzung 22. 2. 2019: Heute ist im Main-Echo ein kurzer, aber aufschlussreicher Artikel über die letzte Gemeinderatssitzung veröffentlicht worden. Autor ist wieder Jürgen Overhoff. Der erste Absatz lautet: „Die Fassade der Dammbacher Grundschule wird vorerst nicht saniert. Die Fraktion der Unabhängigen Wählergemeinschaft (UWG) hat das in der Gemeinderatssitzung am vergangenen Freitag per Mehrheitsbeschluss verhindert – dies teilt Bürgermeister Roland Bauer (CSU) auf Anfrage mit.“
Zwei Dinge fallen auf: Zum einen übernimmt der Autor mit seiner Formulierung „Die UWG hat … verhindert“ die Wortwahl von Bürgermeister Roland Bauer, die UWG sei eine Verhinderungspartei.
Zum zweiten hat das Main-Echo wohl keinen Mitarbeiter zur Gemeinderatssitzung geschickt, sondern beim Bürgermeister angefragt, was bei der Gemeinderatssitzung los war und was man denn schreiben soll („… dies teilt Bürgermeister Roland Bauer (CSU) auf Anfrage mit“). Der Fachbegriff für diese Art des Journalismus ist Hofberichterstattung. Nach einer Phase mit erfrischend kritischem Journalismus mit großen Berichten über die verlorenen Prozesse von Bürgermeister Roland Bauer scheint man nun wieder in den alten Trott zu verfallen. Wir erinnern uns: früher war es üblich. dass die Artikel über die Dammbacher Gemeindepolitik praktischerweise von Mitarbeitern der Gemeinde selbst geschrieben und auch mit Namen (meist Klameth) gezeichnet wurden. Alle fragen sich jetzt, wie es BB gelungen ist, diese Wende herbeizuführen. Und das Main-Echo sollte sich fragen, ob es sich mit derartigen Praktiken nicht ohne Not der Einstufung als „Lügenpresse“ annähert. Es werden zwar (noch) keine Lügen verbreitet, aber guter Journalismus ist das auch nicht, was da so einseitig praktiziert wird.
Begründung des Main-Echo
Am 22. 2. 2019 erhielt ich vom Main-Echo eine E-Mail, in der das Nichtabdrucken meines Leserbriefes begründet wird. Der Inhalt hat mir lange Zeit Rätsel aufgegeben. Doch lesen Sie selbst:
Sehr geehrter Herr Prantl,
den Abdruck Ihrer Lesermeinung in dieser Form lehne ich ab. Der Vergleich mit Autokraten und die Beschreibung des Dammbacher Bürgermeisters als nicht „lupenreinen“ Demokraten ist mindestens beleidigend. Die Seite, die Ihre Behauptung „belegen“ soll, ist natürlich Ihre eigene.
Mit freundlichen Grüßen
Jens Raab
Leiter Redaktion Aschaffenburg/Alzenau/Dieburg
Womit ich nicht klargekommen bin: Die Beschreibung des Dammbacher Bürgermeisters sei „mindestens beleidigend“. Es könnten also noch wesentlich schwerwiegendere Vorwürfe gegen mich erhoben werden als einfache Beleidigung. Nur welche? Dabei habe ich doch Bürgermeister Bauer verteidigt gegen den Vorwurf, er sei ein Diktator. Genau genommen habe ich ihn damit sogar gelobt: Er ist eher kein Diktator. Wie soll das „mindestens beleidigend“ sein? Plötzlich ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen: Schlimmer als eine normale Beleidigung ist eine Majestätsbeleidigung. Und die Majestät, die sich beleidigt fühlt, ist der Main-Echo-Redakteur, der den misslungenen Kommentar geschrieben hat. So passt alles zusammen!
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