Bauers Helfer: Die Presse / Das Main-Echo
Beim Main-Echo war es jahrzehntelang üblich, dass Artikel über die Dammbacher Gemeinderatssitzungen von der Gemeinde selbst eingereicht und dann auch abgedruckt wurden. Meist wurde das vom Protokollführer, also dem Geschäftsstellenleiter erledigt. Genauso wie bei der Hauptversammlung der Kaninchenzüchter oder des Imkervereins. Irgendwann hat das Main-Echo dann eingesehen, dass diese Praxis mit seriösem Journalismus nichts zu tun hat. Bei den Gemeinderatssitzungen war ein Main-Echo- Mitarbeiter anwesend. Er berichtete aus eigener Anschauung. Außerdem gab es große, auch kritische Berichte über die Probleme mit dem Maibaumfest, der verweigerten Schülerbeförderung oder der nicht angenommenen Ehrenbürgerwürde.
Leider sind diese Zeiten inzwischen wieder Geschichte. Irgendwie ist es Bürgermeister Bauer gelungen, die Berichterstattung des Main-Echo völlig zu drehen: Erstmals zeigte sich die neue Situation in einem ziemlich unqualifizierten Kommentar (siehe diesen Beitrag). Darin wurde die oppositionelle UWG aufgefordert, sich für ein Flugblatt nicht nur beim angesprochenen Bürgermeister Roland Bauer, sondern auch bei allen Bürgern Dammbachs zu entschuldigen. Dabei hatten die UWG nur den vom Bürgermeister verwendeten Stil und Tonfall aufgegriffen und weitergeführt. Und einen Leserbrief, der hier einiges zurechtrücken wollte, wurde erst gar nicht gedruckt.
Ein Gag am Rande: Die CSU hatte „in großer Harmonie“ einen ehemaligen Feuerwehrkommandanten als Bürgermeisterkandidaten ausgeguckt. Im Anschluss hatte Bürgermeister Bauer von der oppositionellen UWG gesagt, sie sei als Verweigerungspartei unfähig, einen Bürgermeister zu stellen. Inzwischen ist zu hören, dass der CSU-Kandidat nicht mehr Bürgermeister werden will, dass sich aber die UWG auf einen möglichen Kandidaten geeinigt hat.
Das Main-Echo entdeckt den Tele-Journalismus
Zurück zum Main-Echo. Die Zeiten der Qualitätsbericherstattung über Dammbach sind also ziemlich schnell wieder zu Ende gegangen. Qualität ist teuer. Da hat man sich dann wohl beim Main-Echo überlegt, wie man Geld sparen könnte. Einer der Redakteure muss dann einen Bericht über Telemedizin in die Hände bekommen haben: Über das Internet können Patienten einem virtuellen Doktor ihre Symptome schildern und bekommen dann eine Diagnose, Rezepte und Krankschreibungen. Alle Beteiligten sparen Zeit und Kosten und sind (hoffentlich!) zufrieden. „Das müsste doch auch auf den Journalismus übertragbar sein“ dachte man sich beim Main-Echo. Wir machen in Zukunft Telejournalismus. Nach einer Gemeinderatssitzung ruft ein Mitarbeiter des Main-Echo an und fragt, was er denn schreiben soll. Auf seinem Computer hat er schon Textbausteine abgespeichert wie „sagt der Bürgermeister“, „berichtet Bürgermeister Bauer“ oder „weiß der Bürgermeister“. Diese lässt er dann immer mal wieder in seinen Bericht einfließen. Was das Main-Echo aber übersehen hat: Bei der Telemedizin wird immer auch künstliche Intelligent eingesetzt. Die fehlt bei dem derzeit praktizierten Telejournalismus des Main-Echo.
Wie könnte Tele-Journalismus mit künstlicher Intelligenz (KI) aussehen? Versuchen wir, das am Beispiel der Berichterstattung über die letzte Gemeinderatssitzung vom 19. 7. 2019 nachzuverfolgen.
Einsatz von künstlicher Intelligenz beim Main-Echo: so könnte es funktionieren
Ungefähr eine Woche vor der Gemeinderatssitzung erscheint die Tagesordnung auf www.dammbach-aktuell.de. Diese wird heruntergeladen und dann wird das schon längere Zeit trainierte KI-Programm darüberlaufen lassen. Das Programm kennt nicht nur alle Zeitungsberichte und Gemeinderatsprotokolle der letzten Jahre aus Dammbach. Es hat auch Informationen aus sämtlichen Orten des Verbreitungsgebietes des Main-Echo gespeichert und kann daher herausfiltern, zu welchen Tagesordnungspunkten sich interessante Meldungen bzw Artikel generieren lassen.
Das KI-Programm geht dann die einzelnen TO-Punkte durch und sucht die heraus, über die berichtet werden soll. Außerdem formuliert es Fragen, die der Journalist stellen soll, wenn er denn schon mit dem Bürgermeister redet. Ergebnis könnte sein:
TO 2.2 Provisorischer Einbau einem mobilen Ultrafiltrationsanlage zur kurzfristigen Vermeidung weiteter Chlorung.
Vorgeschlagene Fragen: Wie lange soll die Anlage eingesetzt werden? Was kostet das Projekt? Soll die Anlage gekauft oder gemietet werden? Welche Folgen entstehen für den Bürger / werden Verbesserungsbeiträge fällig wie bei der ursprünglich geplanten stationären Anlage?
TO 6. Erarbeitung von Vorschlägen für den Standort des geplanten Waldkindergartens unter Einbeziehung von Haftungsgründen.
Vorgeschlagene Fragen: Plant man einen Waldkindergarten, weil das Konzept überzeugt oder plant man ihn, um Kosten für den Ausbau des bestehenden Kindergartens zu sparen? Um den Kindergarten für eine weitere Gruppe ausbauen zu können, wurde schon ein Nachbarhaus gekauft. Was passiert damit, wenn die 3. Kindergartengruppe als Waldkindergarten eingerichtet wird? Was sagt das Personal zu dem geplanten Waldkindergarten? Haben sich schon einige Angestellte für entsprechende Fortbildungen beworben?
TO 11. Kauf von weiteren Genossenschaftsanteilen an der Dorfladen UG in Höhe von 10.000 €.
Vorgeschlagene Fragen: Gibt es erfolgversprechende Konzepte, um das vom Bürgermeister bekanntgegebene Defizit des Dorfladens von ca. 1000 € pro Monat abzubauen? Oder muss sich die Gemeinde darauf einrichten, jedes Jahr ca. 10.000 € zuzuschießen? Das Hotel Heppe gehört der Familie des Bürgermeisters. Ist man dort bereit, (mehr) Ware über den Dorfladen zu beziehen, um ihm aus seinen Schwierigkeiten zu helfen? Für einen fünfstelligen Betrag hat eine Firma ein Gutachten erstellt und ist zu dem Schluss gekommen, dass sich Dammbach sehr gut für einen Dorfladen eignet. (Schon ein Blick auf die Landkarte lässt daran Zweifel aufkommen!) Hat man einmal überlegt, von diesem Gutachter wegen fehlerhafter Arbeit Regress zu verlangen? Im Internet wurde die Frage gestellt, ob im Vorjahr im Zusammenhang mit dem damaligen Kauf von Anteilen ein Gemeinderatsprotokoll gefälscht wurde. Die dort gegebene Begründung scheint plausibel. Was sagen Sie dazu? Wurde deswegen bei der Staatsanwaltschaft Aschaffenburg eine Anzeige erstattet?
Diese Fragen druckt sich der Journalist aus, ergänzt sie vielleicht noch mit eigenen Einfällen und ruft dann den Bürgermeister oder – wenn der nicht greifbar ist – seinen Stellvertreter an. Dann könnten 3 interessante Artikel entstehen, die auch über Dammbach hinaus von Interesse wären. Und wo der Leser sagt: „Das Main-Echo ist doch seine Abo-Kosten wert.“
Die Berichterstattung des Main-Echo: ein Trauerspiel
Was das Main-Echo tatsächlich ablieferte, war ein Trauerspiel. Am 19. 7. 2019 war die Gemeinderatssitzung. Knapp eine Woche danach kam der erste ausführlichere Artikel über den Ausbau der Wasserversorgung. Ob die nur vorübergehend genutzte Anlage gekauft oder gemietet wird, wird nicht berichtet. Ebensowenig, ob die Bürger dafür Verbesserungsbeiträge zahlen müssen. Nochmal eine halbe Woche später, am 30. 7. erschien eine Kurzmitteilung darüber, dass 10.000 € für den Dorfladen genehmigt wurden. Zum Waldkindergarten wurde nichts geschrieben. Liebes Main-Echo! Über ein terminlich bekanntes Ereignis mit einer Woche Verspätung zu berichten, ist eine schwache Leistung. Nach einer weiteren halben Woche nur 2 Kurznachrichten nachzuschieben, ist noch schwächer. Gut, dass Ihr kein Fischgeschäft betreibt: die Ware würde jedesmal stinken, bis sie dem Kunden endlich angeboten wird. Und der Kunde will ja nicht nur frische Ware, sondern auch Fleisch an den Gräten! Will sagen: wie wollen interessante Artikel, die die kontroverse Realität darstellen und nicht nur einen wenige Zeilen kurzen Bericht.