Meister Winter und sein Musterschüler
… oder: wie man sich als Politiker seine Wünsche auf Kosten des Steuerzahlers erfüllt.
Dass dieser Beitrag auf so viel Interesse stößt, hatte ich nicht erwartet. Ich habe daher eine eigene Seite zum Thema Eichenzentrum eingerichtet: www.eichenzentrum.eu. Dort mache ich auch einen alternativen (und ernst gemeinten) Vorschlag, wie es mit dem Hofgut Erlenfurt weitergehen könnte. Sobald die neue Seite von Google gefunden wurde, lösche ich den Beitrag hier.
Das Eichenzentrum Spessart: MdL Winter plant sein Meisterstück
MdL Peter Winter hatte mit seinem Verein „Wir im Spessart“ praktisch im Alleingang einen Nationalpark Spessart verhindert. In die Geschichtsbücher will er aber als jemand eingehen, der Großes für den Spessart bewirkt hat. Dafür hat er sich als Meisterstück ein Projekt ausgedacht: ein Eichenzentrum in Hafenlohrtal im leerstehenden Hofgut Erlenfurt. Dass die Erreichbarkeit sehr schlecht und die ganze Anlage ziemlich marode ist, stört ihn nicht.
Genausowenig stört ihn die Skepsis bzw. Ablehnung der meisten Fachleute und Betroffenen. Aber als Vorsitzender des Landtags-Finanzausschusses sitzt er ja an der Quelle. In einem ersten Schritt konnte er 12 Mio € lockermachen für ein Projekt, das außer ihm niemand wollte oder gar brauchte. Und kein halbes Jahr später wird jetzt ganz nebenbei eine Kostensteigerung auf 26,5 Millionen € eingestanden. Weit über 100 % in einem halben Jahr. Dabei ist noch gar nicht mit dem Bauen begonnen worden. Normalerweise stellen sich die teuren Probleme bei solchen Projekten erst während der Bauphase heraus. Und das merkwürdigste ist: dieser Finanzrahmen ist auch schon vom bayerischen Finanzministerium genehmigt. Dort muss man im Geld geradezu schwimmen. Es geht in Bayern scheinbar zu wie in Putins Russland: wenn ein Freund einen Wunsch äußert (Radweg, siehe unten), dann wird der gerne erfüllt, auch wenn er absehbar völlig sinnlos ist. Und wenn sich der Chef eine Olympiade oder Weltmeisterschaft oder eben ein Eichenzentrum wünscht, dann ist dafür kein Aufwand zu groß. Aber wenn die CSU glaubt, dass sie aufgrund von solchen Aktionen geliebt und gewählt wird, dann soll sie sich mal nicht täuschen. Ich würde meinen, sie erreicht beim informierten Bürger genau das Gegenteil.
Das dicke Ende kommt aber erst, wenn das Projekt abgeschlossen ist. Dann fallen Im Eichenzentrum laufende Unterhaltskosten an für Instandhaltung, fachliche Betreuung, Zimmerservice, Verpflegung u.s.w.. Wenn dann die Auslastung nicht den optimistischen Schätzungen entspricht, entsteht ein hoher dauerhafter Zuschussbedarf.
Und die Auslastung wird absehbar schlecht sein: Seminare in einer Bildungsstätte gibt es zwar noch, doch werden sie zunehmend ergänzt oder ersetzt durch e-learning und virtuelle Lerngruppen im Internet. Heute finden eben keine 1-wöchigen Tagungen mehr statt, sondern man trifft sich z.B. einen Tag am Anfang, dann haben die Teilnehmer einige Wochen Zeit, um die Angebote im Internet durchzuarbeiten und zum Schluss gibt es dann noch ein Abschlusstreffen. Dazu braucht man keine Übernachtungskapazitäten. Und irgendwann taucht dann die Frage auf: warum machen wir das Ganze nicht an einem besser erreichbaren Ort, z. B. in einem Hotel in Rothenbuch oder Weibersbrunn zum Beispiel.
Wenn es dann ganz schlecht läuft, nutzen irgendwann auch die Beziehungen von Herrn Winter nichts mehr. Dann wird nach dem Grundsatz gehandelt: Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende. Es wird die Einrichtung geschlossen oder für geringes Geld an den Betreiber einer Selbstversorgungs-Herberge oder einer Suchtklinik verscherbelt.
Noch einige Hinweise:
- Die Bilder oben sind aktuell aus 2018. Wer mag, kann sie anklicken. Dann werden sie vergrößert. Und wer sich selber ein Bild machen will: In den Hof führt eine breite Zufahrt ohne Schranke oder gar Verbotsschild. Man kann sich problemlos umschauen.
- Weitere Bilder zu Erlenfurt und dem Hafenlohrtal (>50) finden Sie auf meiner anderen Website Spessartbilder.eu.
- Ich bin ein demokratisch gesonnener Mensch und erwarte eine solche Haltung auch von anderen. Eine korrekte Vorgehensweise wäre gewesen, wenn nach dem Aus für den Nationalpark Spessart gesagt worden wäre: Es steht für den Spessart jetzt ein Betrag von ca. 25 Mio. € zur Verfügung. Es sollen damit ein oder mehrere schöne Projekte finanziert werden. Was gibt es da für Vorschläge. Dann wäre vielleicht ein Eichenzentrum vorgeschlagen worden oder ein Mühlenzentrum, ein Spessarträuberzentrum oder ein Freilichtmuseum. Darüber hätte dann diskutiert werden können, auch über mögliche Standorte und zum Schluss hätte sich für eine Lösung eine Mehrheit gefunden. Wenn das dann ein Eichenzentrum im Hafenlohrtal geworden wäre, wäre das ok. Aber hier kommt einer nach Gutsherrenart daher und sagt: „Auf Grund meiner Beziehungen als CSU-Abgeordneter und Vorsitzender des Finanzausschusses habe ich 26 Mio. € locker gemacht für ein Eichenzentrum in Erlenfurt. Entweder das wird gemacht oder es gibt gar nichts. Basta!“ Wie oben schon gesagt: durch ein solches Vorgehen gewinnt man mit Sicherheit keine Wähler für die CSU bei der kommenden Landtagswahl.
MdL Winter und Bürgermeister Roland Bauer arbeiten zusammen
Schon lange vor dem Projekt Eichenzentrum arbeiteten Bürgermeister Roland Bauer und der Landtagsabgeordnete Peter Winter bestens zusammen, als es darum ging, ein persönliches Lieblingsprojekt von Bürgermeister Roland Bauer zu verwirklichen: einen Wiesen oder Radweg durch Dammbach. Peter Winter beschaffte die notwendige halbe Million € für einen ersten Abschnitt und Bürgermeister Bauer regelte den Rest.
Zwar standen die maßgeblichen Daten des Radweges (Breite, Asphaltierung, ungefähre Kosten) von Anfang an fest. Der Öffentlichkeit und dem Gemeinderat wurde aber die volle Wahrheit scheibchenweise erst dann präsentiert, als es ein Zurück nicht mehr gab. (Im Beitrag „Der Dammbacher Radweg“ ist die Sache genau beschrieben) Nun liegt er weitestgehend nutzlos in der Landschaft. Verkehrsaufkommen: gefühlt und geschätzt ca. 2 Radler pro Woche. Daher auch die Bezeichnung: „nutzloseset Radweg Deuschlands“. Die Methode, erst einmal niedrige Kosten zu behaupten, auf deren Basis erste Festlegungen zu treffen und dann mit der Zeit die tatsächlichen Kosten zuzugeben, funktioniert erstaunlicherweise immer wieder. Eigentlich müssten doch alle gewarnt sein. Genauso wie bei Rentnern der Enkeltrick immer wieder funktioniert.
Bürgermeister Bauer kann es auch alleine
Beim Bau des Gemeindezentrums mit Feuerwehrhaus brauchte Bürgermeister Bauer den Meister nicht mehr. Er hatte verstanden. Unverfroren wurden Gemeinderäten und Öffentlichkeit zuerst Rohbaukosten von ca. 200.000 € genannt. Auf dieser Basis stimmten die Räte dem Bau grundsätzlich zu und vergaben auch schon vorbereitende Arbeiten. Jetzt gab es kein zurück mehr. Kurz darauf sollte der Gemeinderat über ein Angebot der Fa. K+B aus Offenbach in Höhe von 361.000 € für den Rohbau abstimmen. Übrigens: zufällig die selbe Firma, die unmittelbar vorher den Erweiterungsbau des Hotels Heppe (Eigentümer: Die Familie von Bürgermeister Roland Bauer) hochgezogen hatte. Über die Diskrepanz waren die Räte doch gelinde gesagt etwas erstaunt. Sie bekamen von Bürgermeister Roland Bauer folgende Erklärung: Die 200 000 € seien nur reine Materialkosten gewesen. Er sei davon ausgegangen, dass der Rohbau vom gemeindlichen Bauhof und der Feuerwehr gemeinsam erstellt werden kann, so dass die Arbeit nichts kostet. Außerdem habe er den Bautechniker gebeten, knapp zu kalkulieren.
Wie es weiterging, ist bekannt. Wer einmal a gesagt hat, muss auch b sagen. Dammbach hat inzwischen ein sehr schönes, aber wenig genutztes (ich weiß, dass die unmittelbaren Nachbarn das anders sehen) Gemeindezentrum mit Feuerwehrgaragen und war zumindest 2017 im Landkreis Aschaffenburg die Gemeinde mit der höchsten Pro-Kopf-Verschuldung.
Damit keine Missverständnisse entstehen: Ein neues Feuerwehrhaus war notwendig. Dass das Ganze sich dann nach und nach zu einem schönen und teuren Gemeindezentrum entwickelte, war eher dem Prestigebedürfnis von Bürgermeister Bauer geschuldet.
Für Hinweise und Informationen bin ich immer dankbar. Bitte benutzen Sie dazu die email-Adresse uprantl@spessartbilder.eu. Zuschriften und Namen werden nur nach ausdrücklicher Zustimmung veröffentlicht und nicht in einer Datenbank im Internet gespeichert.
Besuchen Sie auch meine Seite www.spessartbilder.eu. Sie finden dort mehr aus 1000 schöne und hochwertige Bilder. Bilder speziell von Dammbach finden Sie unter dieser Adresse.